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Ob es Roerich aus Russland gab - nehmt es an. Ob es Allal-Ming- Schri-Ischvara aus Tibet gab - nehmt es an.
ICH BIN - MIT IHM.
Zur Stunde des Sonnenaufgangs finde ich dich schon wohl auf, Jäger! Bewaffnet mit einem Netz gehst du hinein in den Wald. Du hast dich vorbereitet. Du bist gewaschen und munter. Dich engt keine Kleidung ein. Du bist gegürtet. Und deine Gedanken sind frei. Ja, du hast dich vorbereitet. Und hast dich verabschiedet vom Herrn des Hauses. Du, Jäger, hast dich in den Wald verliebt. Und mit deinem Fang bringst du deinem Volk Gutes. Du bist bereit ins Horn zu blasen. Du suchtest nach großer Beute für dich. Und fürchtest ihre Last nicht. Wohl an! Wohl an! Aufbrechender. Sind deine Netze stark genug? Hast du sie in langwieriger Arbeit verstärkt? Bist du froh? Und wenn dein Lachen einen Teil der Beute erschreckt - habe keine Angst. Doch poltere nicht mit den Waffen und rufe nicht laut nach den Jägern. Ach, bei Unfähigkeit werden sie dich vom Jäger zum Treiber machen. Sogar der Treibjäger wird dein Herr sein. Sammele Wissen. Halte deinen Weg ein. Warum schaust du dich um? Unter einem roten Stein lag eine rote Schlange. Und grünes Moos bedeckte eine kleine grüne Schlange. Aber ihre Zunge ist genauso spitz. Schon von Kindheit an erzählte man dir ständig von Schlangen und Skorpionen. Eine ganze Schreckenslehre! Aber viele Zwitschernde und Pfeifende fliegen hinter dir her. Ein Geräusch kriecht über deinen Pfad. Und ein Heulen dringt in dein Ohr. Aus Würmern werden Wale. Und ein Maulwurf wird zum Tiger. Aber du kennst das Wesentliche, Jäger. Alles das ist nicht dein. Dein ist die Beute! Eile! Zögere nicht! Aufbrechender! Verschwende deine Netze nicht für Schakale. Die Beute kennt nur der Jäger. Manchmal scheint es dir, dass du schon viel weißt. Aber trotzdem weißt du nicht, von wem die Kreise aus Stein an den Waldrand gesetzt wurden. Was bedeuten sie? Und wen warnt das Zeichen an der hohen Kiefer? Du weißt nicht einmal, wer die Schlucht, in die du hineinblicktest mit Schädeln anfüllte. Aber wenn du dich einer Gefahr aussetzt - steige niemals hinab in die Schlucht und verstecke dich nie hinter einem Baum Du hast zahllose Wege, aber nur einen hat dein Feind. Aus einem Verfolgten machte dich zum Angreifer. Wie stark sind die Angreifer und wie schwach sind jene, die sich rechtfertigen. Überlasse es anderen, sich zu verteidigen. Du greife an. Denn du weißt, wofür du ausgezogen bist. Und weshalb du den Wald nicht fürchtetest. Heiliger und fruchtbarer und segenspendender Wald. Lass den Jäger hindurchgehen. Halte ihn nicht auf. Verbirg nicht die Wege und Pfade. Und erschrecke ihn nicht. Ich weiß doch, du hast viele Stimmen. Aber ich hörte deine Stimmen. Und mein Jäger nimmt seine Beute. Und du, Jäger, musst deinen Weg selbst kennen. Glaube nicht den Rufenden und wende dich nicht den Ratgebern zu. Du, nur du kennst deine Beute. Und du wirst kleine Beute nicht vorziehen und vor Hindernissen wirst du nicht verbittert werden. Wer zweifelt, ist schon offen für den Feind. Wer anfängt zu überlegen, verliert seine Netze. Aber wer sie verloren hat, kehrt zurück zur Suche. Du aber gehst weiter, Jäger. Alles was hinter dir blieb, ist nicht dein. Und du weißt das genauso, wie ich es weiß. Denn du weißt alles. Und kannst dich an alles erinnern. Du kennst die Weisheit. Du hörtest von der Tapferkeit. Du weißt zu finden. Und du durchquerst die Schlucht nur zum Aufstieg auf den Hügel. Und die Blumen der Schlucht - sind nicht deine Blumen. Und der Bach der Niederung ist nicht für dich. Funkelnde Wasserfälle findest du. Und die Borne der Quellen erfrischen dich. Und vor dir erblüht das Heidekraut des Glücks. Aber es blüht auf den Anhöhen. Und die beste Jagd wird nicht am Fuße des Hügels sein. Sondern deine Beute zieht über die Gebirgsketten. Und, am Himmel lodernd, über der Höhe aufsteigend, bleibt sie stehen. Und sie wird umherblicken. Und dann zögere nicht. Das ist deine Stunde. Du und deine Beute, ihr werdet auf den Anhöhen sein. Und weder du noch die Beute werden wünschen, hinunter zusteigen ins Tal. Das ist deine Stunde. Aber sobald du das Netz auswirfst weißt du, dass du nicht gesiegt hast. Du nahmst dir nur das Deine. Glaube nicht, du seiest der Sieger. Denn alle sind Sieger. Sie erinnern sich nur nicht daran. Ich führte dich an breite Flüsse und riesige Seen. Und ich zeigte dir den Ozean. Wer das Unendliche sah verliert sich nicht im Endlichen. Denn es gibt keinen unendlichen Wald. Und jeden Sumpf kann man umgehen, Jäger! Wir haben gemeinsam deine Netze geflochten. Wir suchten gemeinsam die Treibjäger. Wir suchten gemeinsam den Ort der besten Jagd. Gemeinsam mieden wir die Gefahr. Gemeinsam legten wir unseren Weg fest. Ohne mich wäre dir der Ozean nicht bekannt. Ohne dich kennte ich die Freude deiner glücklichen Jagd nicht. Ich liebe dich, mein Jäger. Und den Söhnen des Lichts übergab ich deinen Fang. Selbst wenn du irren solltest, selbst wenn du dich zeitweilig in die Ebene begäbest. Selbst wenn du auf die Schädel blicktest. Selbst wenn du durch Lachen einen Teil der Beute vertriebest. Aber ich weiß, dass du auch ohne Unterlass auf die Jagd gehst. Du bist nicht entmutigt und verlierst nicht den Weg. Du weißt, wie man den Weg nach der Sonne findet. Und wie du durch den Wirbelsturm zum Weg zurückfindest. Und wer zündete sie an - die Sonne? Und wer treibt ihn heran - den Wirbelsturm? Doch aus den Gefilden der Sonne spreche ich zu dir. Dein Freund, Lehrer und Begleiter. Jäger und Treiber, lass sie Freunde sein. Und nach der Jagd sich auf dem Hügel ausruhend, rufe die Jäger und Treiber heran. Berichte ihnen, wie du bis zum Hügel gingst. Und warum ein Jäger nicht in den Schluchten verweilen sollte. Und wie du auf dem Gipfel die Beute trafst. Und wie du wissen wirst dass diese Beute deine ist. Und wie man kleine Beute meiden soll. Denn wer ihr nachgeht, der wird mit ihr auch so unverändert bleiben. Berichte ihnen auch, wie ein Jäger alle Zeichen der Jagd mit sich trägt. Und wie er, nur er seine Fähigkeiten kennt, und seine Beute. Plaudere jenen nichts von der Jagd aus, die nichts wissen von der Beute. In der Stunde des Verdrusses, des Elends, werden sie sich als Treiber verdingen und im Gestrüpp an der Jagd teilnehmen. Aber verstehe, Jäger, verstehe die Treibjäger. Mit ihnen trinke Wasser am Lagerfeuer zur Erholung. Verstehe sie, Verstehender. Und wenn du die Jagd beendet hast, richte deine Netze her und denke eine neue Jagd aus. Erschrecke nicht und versuche nicht zu erschrecken, Denn wenn du nicht erschreckst kommt die Furcht noch großer zurück zu dir. Überlege einfach. Denn alles ist einfach. Alles ist gut durchdacht. Jede Furcht besiegst du mit deinem unbesiegbaren Wesen. Aber wenn du erzitterst, dann, Niedergeschlagener, Erniedrigter, weder Schreiender noch Schweigender, der du das Bewusstsein für Zeit, Ort und Leben verloren hast, - dann verlierst Du den Rest von Willen. Und Wohin wirst du gehen? Und wenn einer der ermatteten Treiber dir etwas gegen die Jagd sagt, höre ihm nicht zu, mein Jäger! Verweichlichte! Sie bedecken sich selbst mit Zweifeln! Wie wird deren Jagd sein? Und was werden sie ihren Verwandten bringen? Wieder ein leeres Netz? Noch einmal Wünsche ohne Erfüllung. Verlorene, wie verloren ist ihre kostbare Zeit. Ein Jäger lebt für die Jagd. Beachte nicht die Stunden der Ermüdung. In diesen Stunden bist du kein Jäger. Du bist Beute! Der Wirbelsturm vergeht. Schweige. Und erneut nimmst du dein Horn. Ohne dich zu verspäten fürchte nicht, zu spät zu sein. Und einholend wende nicht den Kopf. Alles Verständliche ist unverständlich. Und alles Erklärbare ist unerklärlich. Und wo ist die Grenze zu den Wundern? Und noch ein Letzten, oh mein Jäger. Wenn du am ersten Tag der Jagd keine Beute triffst. Gräme dich nicht. Die Beute kommt schon zu dir. ________
Der Wissende sucht. Der Erkennende findet. Wer gefunden hat wundert sich über die Leichtigkeit des Beherrschens. Der Beherrschende singt ein Lied der Freude. Freue dich! Freue dich! Freue dich! Jäger, dreimal Berufener.
15. IV.1921 Chicago
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